Der Club der Neunziger

Von Hans-Jürgen Bahde

Ende dieses Jahres wollen wir unser Halbzeitziel für das Glasfaserausbauprogramm in der Region Stuttgart erreicht haben: Die Hälfte der Haushalte verfügt über eine Anschlussmöglichkeit ans Glasfasernetz.

Laut unserem aktuellen Monitoring ist eine beträchtliche Anzahl der Kommunen schon viel weiter und hat bereits das Ziel für 2030 geschafft hat, nämlich eine Glasfaserversorgung von mindestens 90 Prozent (Homes Passed).

Insgesamt sind es aktuell 30 Städte und Gemeinden, die diese flächendeckende Versorgung (Homes Passed) bereits zum ganz frühen Zeitpunkt erreicht haben oder in den nächsten Tagen erreichen werden.

Ein Blick auf die Tabelle zeigt, dass Kommunen aus allen Landkreisen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen diesem exklusiven Club der Neunziger angehören.

Landkreis Ludwigsburg 
EberdingenGemmrigheimGroßbottwarHemmingen
Kirchheim am NeckarKornwestheimLudwigsburgMöglingen
Murr an der MurrTamm  
    
Landkreis Göppingen 
AlbershausenBörtlingenDrackensteinHohenstadt
SchlierbachWangen  
 
Landkreis Böblingen 
Bondorf DeckenpfronnHildrizhausenNufringen
Rutesheim   
 
Rems-Murr-Kreis 
AspachFellbachKaisersbachKirchberg / Murr
Leutenbach   
 
Landkreis Esslingen   
Dettingen unter TeckLichtenwaldOhmdenWolfschlugen

Die Stadt Fellbach mag als Beispiel dafür dienen, wie es optimal laufen kann: Dort fährt unser Hauptinvestor Telekom ein Ausbaugebiet nach dem anderen an. Seit dem Jahr 2020 wandern die Bagger, ohne das Stadtgebiet jemals verlassen zu haben. Der enge Dialog mit der Stadtverwaltung sorgt für einen reibungslosen Ablauf und für rasche Genehmigungen. Durch die kommunalen Medien erhalten Bürger und Gewerbetreibende ständig verlässliche Informationen über den Verlauf des Ausbaus.

In anderen Städten und Gemeinden sind verschiedene Anbieter aktiv, was stets erhöhte Anforderungen an die koordinative und steuernde Arbeit von GRS und Zweckverbänden stellt, um einen komplementären Ausbau zu erreichen und Parallelplanung oder gar Überbau zu vermeiden, etwa in Rutesheim.

Ländliche Ausbaugebiete sind für die Telekommunikationsunternehmen häufig nicht wirtschaftlich zu versorgen und deshalb ganz oder überwiegend auf Förderprojekte angewiesen, die einen hohen finanziellen Beitrag der Kommune erfordern. So war es etwa in Drackenstein und Hohenstadt. In den größeren Städten hingegen können beengte Straßenverhältnisse und die höhere Komplexität der Genehmigungsbehörden die Geschwindigkeit reduzieren.

Das kooperative Engagement von breitbandaktiven Stadtwerken wirkt sich positiv auf die Ausbaugeschwindigkeit aus. Dies wird besonders in Ludwigsburg deutlich. Aktuell verlegen fünf weitere Stadtwerke im Tiefbau Leerrohre, während der Kooperationspartner Telekom das entstehende Netz betreibt und vermarktet. So halten die betreffenden Städte die passive Infrastruktur im kommunalen Eigentum.

Ein Sonderfall innerhalb der kommunalen Vielfalt ist die Stadt Kornwestheim, die bereits vor Beginn des Gigabitprogramms von der Telekom in einem Modellprojekt flächendeckend mit Glasfaser versorgt wurde.

Bei aller Unterschiedlichkeit sind die stimulierenden Faktoren für einen eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau stets dieselben:

  • Akzeptanz von innovativen Ausbauverfahren sowie Verlegung in Mindertiefe und Minderbreite wo es technisch möglich ist
  • Rasche und unbürokratische Genehmigungsverfahren
  • Kommunalverwaltungen unterstützen aktiv mit Bürgerinformationen und Infoveranstaltungen

 Allgemein formuliert: Glasfaseranbieter bauen mit Priorität dort aus, wo sie von den Kommunen, den Breitband-Zweckverbänden der Landkreise und der GRS die notwendige Unterstützung erhalten, um mit den vorhandenen Budgets die geplante Haushaltszahl anschließen zu können. Die notwendige Unterstützung wollen wir weiterhin aufbringen und unseren Beitrag dazu leisten, dass wir zum Jahresende 2025 das Halbzeitziel und bis 2030 die 90-prozentige Abdeckung erreichen.

Hans-Jürgen BahdeHans-Jürgen Bahde ist Breitbandbeauftragter der Region und Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH (GRS).