Das Alternative ist jetzt Standard

Von Matthias Gauger

Die sogenannten alternativen Verlegemethoden bilden beim Glasfaserausbau einen klassischen Konfliktfall zwischen Bauämtern und Telekommunikationsunternehmen: Die Firmen wollen rasch und kostengünstig Glasfaser bis in die Häuser legen, die Verwaltung sorgt sich um die langfristige Erhaltung von Straßen und Gehwegen. Da bisher klar definierte technische Regeln gefehlt haben, sind viele Kommunen bei der Genehmigung dieser Methoden zurückhaltend gewesen, was zu höheren Ausbaukosten und zu Zeitverlust geführt hat.  

Mit der Veröffentlichung der DIN-Norm 18220 am 28. Juli 2023 hat die Rechtsunsicherheit ein Ende gefunden: Diese technische Norm, die den Einsatz von Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren regelt, definiert anerkannte Regeln der Technik, schließt damit eine rechtliche Lücke und schafft so Sicherheit für alle Beteiligten. Sie beschreibt für diese Verfahren detailliert die unterirdische Verlegung von Glasfasern in unterschiedlicher Breite und Tiefe sowie für das Verfüllen und Wiederherstellen der Ausbaustrecke.

Alternative Methoden sind jetzt rechtlich gleichgestellt

Die DIN 18220 ist als anerkannte Regel der Technik im Sinne des Telekommunikationsgesetzes von allen Beteiligten einheitlich anzuwenden. Im Ergebnis bedeutet dies: Diese bisher pauschal als „alternativ“ bezeichneten Methoden sind heute dem klassischen Tiefbau rechtlich gleichgestellt. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Akzeptanz in den Kommunen zu erhöhen und erleichtert ein zügiges Genehmigungsverfahren durch die Behörden – zumal die Belästigung der Anwohner durch die Bauarbeiten spürbar verkürzt und vermindert wird.

An der Erstellung der Norm haben Experten aus Bauindustrie, Telekommunikationswirtschaft, Wissenschaft, Fachverbänden und öffentlicher Verwaltung gemeinsam gearbeitet und sie nach einem öffentlichem Anhörungsverfahren einstimmig verabschiedet.

Um die Anwendung der DIN 18220 in der täglichen Praxis zu unterstützen, arbeitet die GRS an einer Informationsbroschüre für die Bauämter in den Städten und Gemeinden der Region Stuttgart. Nachdem wir die Publikation mit in der Region tätigen Telekommunikationsunternehmen abgestimmt haben, stellen wir sie den Kommunen zur Verfügung. Zudem planen wir in Zusammenarbeit mit dem Gigabitbüro des Bundes praxisorientierte Workshops für die Genehmigungsbehörden in der Region.

All diese Maßnahmen dienen dem gemeinsamen Ziel, unsere hohe Ausbaugeschwindigkeit in Zeiten gestiegener Baukosten zu erhalten und die zeitlichen Ausbauziele der Region Stuttgart zu sichern.

Matthias GaugerMatthias Gauger ist Leiter Technik und Projektleiter Breitband bei der Gigabit Region Stuttgart GmbH.