Ein Musterbeispiel für die Möglichkeiten des Gigabitprogramms

Von Hans-Jürgen Bahde
Foto: Lutz Selle

Der flächendeckende Glasfaserausbau scheitert in Deutschland meist daran, dass die Telekommunikationsunternehmen vor allem in lukrativen Gewerbe- und Wohngebieten investieren, die rasche Gewinnmöglichkeiten versprechen. Diesem sogenannten Rosinenpicken, das aus wirtschaftlicher Sicht eines Unternehmens völlig vernünftig ist, macht unser Gigabitprogramm ein Ende. Denn der Rahmenvertrag mit der Telekom sorgt für Abhilfe – das haben wir in der Praxis schon mehrfach nachgewiesen. Innerhalb des Gigabitprogramms wurden schon zahlreiche kleinere Siedlungsgebiete in allen Landkreisen der Region mit FTTH/B ausgebaut, auch im ländlichen Raum.

Ein besonders erfreuliches Beispiel für eine gelungene Kooperation ist aktuell die Gemeinde Wolfschlugen im Landkreis Esslingen. Dort wird die Kommune flächendeckend ausgebaut, Privathaushalte ebenso wie Gewerbe und Schulen. Die Anschlüsse sind bereits aktiv, etwa bei der Pema Elektrotechnik GmbH, einem typisch schwäbischen technologieorientierten Mittelständler, der bereits jetzt Zugang zu den künftig geforderten Bandbreiten hat und für den Glasfaser bis ins Haus deshalb ein Stück Zukunftssicherung bedeutet.

Dies wurde möglich, weil unser Ausbaupartner Telekom bei einem Förderwettbewerb des Bundes das günstigste Angebot abgegeben hat. Nachdem die Bagger schon vor Ort waren, hat die Telekom die nicht förderfähigen Gebiete eigenwirtschaftlich mitausgebaut und dabei auch auf kommunale Infrastruktur zurückgreifen können. Voraussetzung dafür war ein engagierter Bürgermeister, der die Möglichkeiten des Kooperationsrahmenvertrages für seine Kommune voll genutzt hat. Viele Beteiligte haben in Wolfschlugen gemeinsam in den Glasfaserausbau investiert: Bund, Land, die Gemeinde sowie die Telekom. Dabei wurden 1.800 Haushalte über das Förderprojekt finanziert, 1.700 hat die Telekom übernommen. Koordiniert wurde der kombinierte Ausbau über den Zweckverband Breitbandversorgung Landkreis Esslingen und die GRS.

Wolfschlugen kann ein Vorbild sein für den kombinierten Ausbau in anderen Städten und Gemeinden der Region Stuttgart. Das größte Breitband-Kooperationsprogramm zwischen Privatwirtschaft und öffentlicher Hand in der gesamten Europäischen Union bietet viel Potenzial, wir müssen es nur ausschöpfen.

Hans-Jürgen BahdeHans-Jürgen Bahde ist Breitbandbeauftragter der Region Stuttgart und Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart GmbH.